Wie wichtig ist radikale Ehrlichkeit in der Beziehung?
Warum scheitern eigentlich so viele Liebesbeziehungen?
, hab ich mich gefragt.
Eine Schlussfolgerung :
Weil wir nicht radikal ehrlich sind!
In dem, was wir uns wünschen und was wir brauchen.
Zu unserem Partner, unserer Partnerin.
Und vor allem zu uns selbst.
Ich sehe so oft Beziehungen, in denen sich eine Person, oder beide, zurückhält.
In ihrer Meinung, ihren Wünschen, ihren Fantasien, ihren Träumen.
Aus Angst, klar.
Vielleicht davor, dass der andere geht.
Oder aber, dass wir uns eingestehen müssen, dass wir uns auf jemanden eingelassen haben, den wir eigentlich gar nicht so cool finden.
Was ist so toll daran, ehrlich in einer Beziehung zu sein, no matter what?
Naja, lass uns das mal auf den Kopf drehen:
Wenn du mit jemandem in einer Beziehung bist, und ihr verhaltet euch so, wie ihr eben gelernt habt, sich in einer Beziehung zu verhalten,
(was übrigens nicht schlimm ist, das ist mir wichtig, sondern ganz normal)
Hast Erwartungen an die andere Person, die diese erfüllen sollte, weil sie deine Partnerin ist…
Hast Wünsche an deinen Partner, der diese doch kennen sollte…
Nimmst dir oft nicht den Raum, den du eigentlich gerne hättest…
Denkst: Wenn mein Partner bei Stress nicht immer anfangen würde, sich mit Netflix zuzudrönen, könnten wir auch auf einer besseren Ebene kommunizieren…
Das Aufschreiben dieser Gedanken bringen mich schon on fire –
denn all diese Gedanken machen dir das Leben ausgesprochen schwer.
Jedes Mal, wenn du Erwartungen an den Anderen hast, vergisst, du, dich um dich selbst zu kümmern.
Jedes Mal gibst du deiner Partnerin die Entscheidung darüber, wie du dich fühlst.
Jedes Mal, wenn du aus schlechtem Gewissen auf etwas verzichtest, was dir wichtig ist, distanzierst du dich von deinem Partner und betrügst dich ein Stückchen selbst.
Aber erstmal:
Wie toll, dass dieser Mensch, dein Partner, deine Partnerin, sich entscheidet, ihr Leben und ihre Zeit mit dir zu verbringen!
Das ist ein Grund zu feiern, finde ich.
Was daraus aber auch resultiert:
Dein Partner schuldet dir nichts.
Er oder sie ist freiwillig mit dir zusammen (hoffe ich) und du freiwillig mit ihm/ihr.
Du kannst Wünsche haben, und diese äußern. Solltest du auch.
Aber selbst wenn du sie äußerst, hat er keine Verpflichtung,
deine Wünsche zu erfüllen!
Gedankenexperiment:
Statt Liebe zu geben, um welche zu bekommen, gib welche.
Statt Liebe zu entziehen, weil du nicht die Liebe bekommst, die du willst,
gib, was du dir wünschst.
Gib Liebe verschwenderisch!
Wer liebt, wird geliebt.
Deine Partnerin kann machen, was sie will, und du auch.
Macht dir der Satz Angst?
Vielleicht macht dein Kopf daraus:
Wenn sie machen darf, was sie will, wird sie mich schlecht behandeln, mich betrügen, etc.
Aber vielleicht stimmt das ja gar nicht.
Ihr beide dürft machen, was ihr wollt, und trotzdem seid ihr fähig, aufeinander zu achten und eigenständige Entscheidungen zu treffen?
Bleiben wir bei dem Betrügen-Beispiel:
Wenn mein Partner weiß, dass er machen darf, was er will, und sich eines lauen Sommerabends ‘ne heiße Braut an ihn ran macht, ist er immer noch fähig, eine eigenständige Entscheidung zu treffen und die Konsequenzen abzuwägen.
Also konkret: Lange Streit-gespräche, Weinen, Diskussionen, den Schmerz der Partnerin aushalten.
Um diese Konsequenzen jedoch abwägen zu können,
ist radikale Ehrlichkeit und Offenheit absolut notwendig.
Wenn wir uns aus Angst zurückhalten… wird das, wovor wir Angst haben, häufig zur Wirklichkeit.
Entweder in Form eines irgendwann nicht mehr lösbaren Konflikts und der Entfremdung und Trennung.
Oder wir lassen uns eben aus Angst, uns vollständig zu zeigen, nicht ganz auf die Partnerin ein, vertrauen ihr also nicht wirklich,
das merkt sie unbewusst natürlich,
und lässt sich ebenfalls nicht ganz ein.
Zwei Festungen leben in Beziehung miteinander und verwunden einander, aus Angst, nicht verwundet zu werden.
Vertrauen ist nämlich auch eine Entscheidung.
Deine Entscheidung.
Aber: je verwundbarer und offener du dich in dem zeigst,
was du fühlst, was du wünschst,
und wovor du Angst hast,
desto weniger bist du verwundbar.
Krass, oder?
Wie tief willst du also in deinen Beziehungen gehen?
Willst du dich miteinander arrangieren …
oder willst du eine neue Welt miteinander kreieren?
Eine gemeinsame Festung, die euch beiden Kraft und Energie gibt?
Um eine gemeinsame Festung, oder sogar ein Schloss, bauen zu können, müsst ihr natürlich wissen, welches Baumaterial der andere mitbringt.
Und er oder sie muss es auch wissen.
Ob die Steine zusammen passen, die Balken, die Baustoffe.
Und wenn ihr noch nicht wisst, ob das Material zusammen funktioniert, dann könnt ihr dadurch herausfinden, woran ihr miteinander arbeiten könnt oder müsst,
wenn ihr die Burg stabil bauen wollt.
Zieht euch nicht alles gegenseitig aus der Nase.
Trag’ deinen Teil dazu bei, das aufregendste, schönste Schloss zu erschaffen, dass du dir früher immer erträumt hast.
Aber, du bist nicht nur Prinzessin, sondern Baumeisterin.
Was ‘ne Macht!