Langeweile
Ich saß also im Meditationssaal, 5 Tage lang.
5 Tage lang dachte ich von morgens bis abends:
,,Ich hab keinen Bock auf diesen Scheiß. Ich will weg hier. Es ist SO LANGWEILIG!”
Stell dir das mal vor, von morgens bis abends NUR negative Gedanken.
NUR Widerstand.
Ich hatte keine Lust, hier zu sein, fand alles andere interessanter als schweigend 11 Stunden täglich herumzusitzen.
Gleichzeitig wusste ich, dass vorzeitiges Abreisen auch nicht gut sein würde.
Ich hatte bereits zwei Kurse hinter mir und wusste, dass ich hinterher froh sein würde, da geblieben zu sein.
Ich vertraute, so schrecklich langweilig mir auch war.
Am 6. Tag war es dann so weit.
Ich saß nach dem Nachmittagstee in der Sonne,
und -plopp- auf einmal löste sich aller Widerstand auf.
Ohne, dass ich etwas tat.
Was ich sah: Einen Grashalm. Eine Biene. Ein Flugzeug.
In der Reihenfolge. Ich war nur im Moment.
So richtig hardcore im Moment!
Ich wusste jetzt, wie sich vollkommener Friede anfühlt.
Weder im Stress der Zukunft, noch der Vorfreude,
noch in Sorgen über meine Vergangenheit.
Alles war okay.
Und dann der Gedanke: Das hier gerade ist das Leben.
Das fühlte sich lebendig an.
Krassester Friede in mir, den ich seitdem immer mal wieder finde.
Und was hat das jetzt mit Langeweile zu tun?
Wenn uns langweilig ist, stecken wir oft in Erwartung fest.
In Erwartung, dass es anders sein sollte als es gerade ist.
In Stress.
Und das macht unzufrieden.
In Erwartung, dass wir anders sein sollten.
Was wäre dann anders?
Würdest du dich dann aufregender finden?
Ich verrate dir mal etwas.
Ich habe eine enge Freundin, ungefähr die interessanteste Person, die ich kenne, und deren größte Angst ist es, langweilig zu sein.
Und sie fühlt sich manchmal langweilig.
Mir geht es genauso.
Viele Menschen halten mich für aufregend, und ich habe oft das Gefühl, langweilig zu sein.
Im Vergleich mit noch crazyeren Leuten.
Was steckt da für eine illusion dahinter?
Dass ich mich lebendiger fühlen würde, wäre ich weniger langweilig.
Aber mittlerweile sehe ich das so:
Je mehr ich bereit bin, Langeweile einzuladen und anzunehmen - als Bestandteil des Lebens - desto lebendiger fühle ich mich auch. Desto mehr bin ich im Leben.
Was kann Langeweile?
Manchmal zeigt Langeweile dir, dass du etwas gerne verändern möchtest.
Vielleicht machst du es dir oft gemütlicher, als du willst.
Und bleibst dann da, und dann wird dir langweilig.
Ich werde immer frustriert und mir ist vor allem langweilig, wenn ich merke,
dass ich mir einen gemütlichen Käfig aus Sofa und Kaffee trinken gebaut habe.
Mich in meinen eigenen Strukturen eingerichtet, und sie gar nicht mehr hinterfrage.
Deshalb ist Langeweile für mich ein immer wiederkehrender Lebenszustand.
Weil ich einen starken Drang habe, zu wachsen.
Und du?
Ich glaube, die meisten von uns machen es sich gerne gemütlich.
Permanente Stimulanz durch Selbstoptimierung, Feiern, Netflix&Chill.
So wird einem nie langweilig.
Aber ist so Wachstum möglich?
Meiner Meinung nach tun wir gut daran, uns mal zu langweilen.
Und uns langweilig zu finden.
Falls dir dein Leben auch gerade sehr langweilig vorkommt… frag dich dochmal (ohne zu bewerten!)
Was genau finde ich langweilig?
Steht vielleicht gerade eine Veränderung an?
Oder ist eigentlich alles okay und löst es sich von alleine?
Um das wirklich wahrzunehmen, diesen Drang nach Veränderung,
nach Wachstum,
MUSST du mal mit der Stimulanz aufhören.
Vielleicht will dein Bewusstsein gerade auf ein nächstes Level.
Aber es bekommt keine Chance, weil du es dauern ablenkst!
Wie soll dein Geist etwas neues kennenlernen,
wie willst du dich auf eine neue Weise kennenlernen,
wenn dein Geist dauernd gefüttert und fett gehalten wird?
Also- herzlich willlkommen Langeweile!
Was passiert dann?
Gar nichts?
Und dann?
Langeweile?
Super!
Sei doch einfach mal.
Nimm doch einfach mal wahr.
Existiere doch einfach mal.
Ohne Resultat!
Klingt riiichtig langweilig? Willkommen, das ist auch Leben.
Falls dich das enorm stresst, und du dir einen friedlicheren Umgang mit dir selbst wünschst… und dabei einen riesigen LebensHUNGER verspürst!
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