Bist du selbstlos oder egoistisch?
Manchmal ist es egoistisch, auf die Bedürfnisse anderer zu achten.
Schön, dass du hier bist.
Ich möchte mit einer kleinen Geschichte beginnen.
Falls du mich noch nicht kennst: Ich bin Rivka, Meisterin im Wände einreißen und Häuser bauen.
Ich bin keine Baumeisterin, sondern Traummeisterin.
Künstlerin und Mentorin für Authentizität. Ehrlichkeit ist mein Herzensanliegen.
Eine Vielbegabte, die viele Jahre versucht hat, sich anzupassen, um reinzupassen.
Dazwischen immer Rebellion und Suche nach einem ‘richtigen‘ Weg.
Bei mir gehört das Ausloten von eigenen Bedürfnissen und der Versuch, es anderen (geliebten) Menschen recht zu machen, zu meinem Weg.
Vielleicht kennst du das ja auch.
In unserer Gesellschaft, und besonders in der Erziehung als Frau, in Deutschland oder sonst einem Land fast überall auf der gesamten Welt,
ist es völlig normal, einem weiblichen Kind beizubringen,
dass die Bedürfnisse anderer Menschen wichtiger sind als die der eigenen.
Die meisten Menschen merken das nicht, weil das Wahrnehmen der Bedürfnisse anderer als eine edle Eigenschaft gesehen wird.
Es wird mit einem großen, warmen Herzen verbunden, und mit der Fähigkeit, zu lieben.
Um das vorwegzunehmen, es ist natürlich schön, wenn du überhaupt spürst, wenn oder dass andere Menschen Bedürfnisse haben, und
Es ist wunderschön, wenn du anderen Menschen gerne eine Freude machst.
Aber bedingungslose Liebe ist das nicht
Aber sehr oft machen wir anderen Menschen eine Freude, weil wir (ganz ehrlich) etwas daraus für uns selbst ziehen.
Manchmal entwickeln wir eine Erwartungshaltung gegenüber der anderen Person, und denken, wenn wir etwas für andere tun, sollten das andere auch tun.
Die Folge davon kann sein, dass meine Zuneigung oder Liebe an eine andere Person an eine Bedingung geknüpft ist. Also das Gegenteil von bedingungslos-er Liebe.
Wenn ich Erwartungen an das Verhalten von jemand anderem habe,
und wenn ich etwas tu, und eine bestimmte Reaktion erhoffe,
liebe ich nicht bedingungslos.
Wenn ich Erwartungen habe, ist mein Herz hungrig.
Wie soll ein hungriges Herz bedingungslos lieben können?
Wie reagierst du auf meine bedingungs-volle Liebe?
Wenn ich etwas für jemand anderen tu, und mein Bedürfnis dabei nicht wahrnehme oder ignoriere,
ist eine häufige Folge, dass ich mein Wohlbefinden davon abhängig mache, was andere tun.
Das ist blöd.
Ein ausgedachtes realistisches Beispiel:
Ich bin mit meinem Partner halb verabredet, wir haben uns eine Woche nicht gesehen.
Er kommt Sonntagabend zurück, ich denke, er wird wahrscheinlich am Sonntagabend Zeit haben und wir werden uns wahrscheinlich sehen.
Ich nehme einen früheren Zug aus dem Urlaub, weil ich weiß, dass er Sonntagabend ebenfalls aus dem Urlaub kommen wird und wir uns eventuell sehen werden.
Er sagt auch, dass er mich gerne sehen würde.
Später mache ich mich auf den Weg zu ihm, und sehe dann unterwegs, dass er versucht hat, mich zu erreichen, und mir schreibt, dass er so müde ist, dass er schon im Bett ist, und bemerkt hat, dass er erstmal gerne ankommen möchte, und ob wir uns morgen sehen können.
Ich falle aus allen Wolken und bin enttäuscht.
Da hätte ich ja auch einen Tag länger im Urlaub bleiben können, wie zwischendurch überlegt.
Ich habe erwartet, dass wir uns sehen werden, ich habe meine Pläne umgestellt, weil ich dachte, vielleicht sehen wir uns, obwohl ich eigentlich etwas anderes machen wollte und einen Tag länger hätte bleiben können.
Ich nehme es persönlich und fühle mich hilflos, verarscht und wie ein äähm begossener Pudel.
Die Geschichte hat nicht so stattgefunden, aber es gibt sie, in allen Varianten.
Vielleicht fällt dir ja auch eine ein.
Wenn du nicht das willst, was ich denke, das du willst, finde ich das echt daneben
Was ist da passiert?
Viele Spekulationen und das Versäumnis, drauf zu hören, und auszudrücken, was man möchte.
Ich dachte, er kommt zurück, also komme ich auch früher zurück, damit wir uns sehen können.
Als er dann einfach tut, was er will, nachdem ich meinen Abend auf ihn ausgerichtet habe, bin ich enttäuscht und traurig. Und wütend.
Wie kann er sich das erlauben?
Tja, genau das passiert ziemlich häufig.
Wir erfüllen uns nicht unsere eigenen Bedürfnisse, und und ärgern uns dann darüber,
dass eine andere Person es für sich selbst macht.
Wenn du dich jetzt ertappt fühlst:
Mach dir keine Sorgen, das ist kein persönlicher Fehler, den DU mit Absicht begehst, und es lässt sich ändern.
Also als Kleinkind und Baby ist man meistens noch ganz gut darin, seine Bedürfnisse direkt zu kommunizieren.
,,HUNGEEÄÄÄÄEEERRR” Schrei.
,,MÜÜÜÜÜDEEEEEEEEE” Brüll.
,,AUAAAAAAAAAAAAA” Jauel.
Und im besten Fall wird darauf reagiert.
Aber spätestens, sobald man anfängt, die Umwelt wahrnehmen, verstehen zu lernen, und eigene Entscheidungen zu treffen, lernt man auch,
wie man auf die eigenen Bedürfnisse zu reagieren hat.
Bedrüfnisse ver - hören lernen
Wenn du als Kleines lernst, dass Weinen Schwäche bedeutet zum Beispiel.
Wenn du hörst, dass du dich selbst nicht so wichtig nehmen solltest.
Dass es egoistisch sei, das zu tun, was dir Freude macht.
Wenn du bei deiner Mutter siehst, dass sie sich keine Dinge erlaubt, die ihr Freude machen.
Oder dass es wichtig ist, sich ‚zusammenzureißen‘, um durchzukommen.
Dass eine Beziehung aus NEHMEN und GEBEN besteht (wie ein Deal).
Oder dass, wenn du tust, was dich glücklich macht, deine Bezugsperson dich verlassen wird.
Das sind traurige Verhaltensweisen (weil sie traurig machen), die wir uns früh merken,
und die unser Leben bestimmen und gestalten.
Dass wir so etwas lernen, dafür sind auch unsere Eltern nicht zu verurteilen.
Zumindest bringt dir das nicht besonders viel, zu verurteilen.
Deine Eltern sind in einer ähnlichen, noch verschlosseneren Gesellschaft groß geworden, mit ihrem eigenen Schicksal. Geprägt von Kirche, Kapitalismus und Patriarchat.
Mach es besser.
Du erwachsener Trotzkopf
Was auch oft passiert, wenn wir etwas tun, um eine andere Person „glücklich“ zu machen.
Zum Beispiel mich mit jemandem treffen, weil diese Person sich darüber freuen würde,
oder auf ein Date mit jemandem gehen, weil ich denke, es wäre unhöflich, einfach Nein zu sagen.
Zum Einen sind es natürlich Erwartungen, die wir denken, erfüllen zu sollen.
Und es dann tun, weil wir Angst haben, dass die andere Person dann vielleicht weniger nett ist zu uns oder uns weniger mag.
Das ist ein sehr kindliches Verhalten (und nachvollziehbar, aber nicht hilfreich),
und wir versetzen uns da in den Zustand eines Kindes, was gemocht werden MUSS,
weil es sich alleine noch nicht versorgen kann.
Das ist jetzt aber im Erwachsenenalter nicht mehr so.
Natürlich wissen wir das, dass wir es eigentlich nicht mehr müssen.
Deshalb reagieren wir oft mit unterdrücktem oder ausgelebtem Trotz. Mit Ärger oder Scham, und es wird noch schwieriger, zu verstehen, was da eigentlich im Hintergrund passiert.
Schau‘ dir ein durchschnittliches altes Ehepaar im Supermarkt an, hör ihnen zu und staune. Klingt manchmal wie zwei Kleinkinder.
Wir sind oft noch in diesen alten Angewohnheiten drin, es anderen recht machen zu wollen und reagieren darauf mit Trotz, hab ich gesagt, genau.
Denn kein Mensch macht gerne, was er nicht gerne macht.
So werden wir oft bockig und strafen andere Menschen, denen wir versuchen,
es recht zu machen,
mit Kühle oder blöden Kommentaren ab,
oder speichern die Wut in uns selbst.
Wenn du etwas tust, um deinen Partner, deine Mutter, deine Freundin, ‚glücklich‘ zu machen,
funktioniert das - solange alles haargenau nach deinen Spielregeln abläuft.
Wenn du also belohnt wirst dafür, dass du etwas ‘gut’ gemacht hast. Mit Nähe, Freundlichkeit, Küsschen, Lob.
Aber dummerweise spielen auch da nicht immer alle mit.
Denn andere Menschen haben ja ihre Spielregeln.
Damit meine ich:
Wenn andere nicht mitspielen,
also sich nicht so sehr drüber freuen,
wie du es dir vorgestellt hast,
und dir nicht die Wertschätzung geben, die du erwartest,
dann reagierst du erst mit Trauer und dann mit Trotz oder Wut.
Dann war das GEBEN, um dem anderen eine Freude zu machen,
an diese Bedingung geknüpft.
Nämlich, dass sich so gefreut wird, wie du es willst.
Und wenn das nicht passiert, kann es sich so schmerzhaft anfühlen, wie Liebesentzug, und erinnert viele von uns an ihre Kindheit.
Das passiert immer unbewusst, und wird uns erst durch unsere starke emotionale Reaktion, wenn überhaupt, bewusst.
Da es auf Dauer als Erwachsene weh tut, es anderen recht machen zu wollen und es nicht immer zu können, geben wir uns die Schuld. Wir merken uns früh Sätze wie Mantren:
Du bist nicht gut genug. Du bist falsch. Du hast etwas falsch gemacht.
Wir verknüpfen unsere falsche Selbstlosigkeit mit unserem Selbstwert.
Aufatmen. Das lässt sich ändern.
Lass uns daran erinnern, dass wir alle mal diese kleinen brüllenden Kinder waren und alle mehr oder weniger gelernt haben, dass unsere Performance mit unserem Selbstwert verknüpft ist.
Lass uns auch daran erinnern, dass niemand gerne macht, was er oder sie nicht möchte und fast jeder Mensch darauf mit unterdrückter oder ausgelebter Trauer oder Wut reagiert.
Vorerst.
Das heißt also, selbst wenn du versuchst, es anderen Recht zu machen, kannst du es nicht.
Wir sitzen alle im selben Boot.
Gute Nachricht:
1.Du kannst niemals wissen, was ‚recht‘ überhaupt bedeutet.
Denn jeder Mensch hat eine andere Auffassungen davon, und anders gelernt, was okay und gut ist,
so dass du leider niemals schaffen können wirst, ‚gut genug‘ für alle zu sein.
2.Gratulation. Daraus folgt nämlich, dass du dein eigenes ‚Recht sein‘ entwerfen kannst!
3.Da wir alle im selben Boot sitzen, und gelernt haben, unsere eigenen Bedürfnisse nicht an erste Stelle zu stellen, sehnen sich viele Menschen nach jemandem, der es tut.
Du kannst also anderen ein Vorbild sein und sie von dir lernen lassen, indem du deine Bedürfnisse ernst nimmt.
4.Erst wenn du herausfindest, wie es sich anfühlt, die eigenen Bedürfnisse wahr- und ernst zu nehmen, und danach zu handeln, wird es leichter, Dinge zu tun, die du nicht tun willst.
Hä?
Damit meine ich: Wenn du deine Bedürfnisse kennenlernst, kannst du unterscheiden lernen, was du tun willst und was nicht. Das, was du willst, tust du, und das gibt dir genug Kraft, um auch Dinge zu tun, die du nicht willst.
Wir sind alle egoistisch. Das ist okay.
Genau, abschließend möchte ich noch einen besonders interessanten Aspekt anschauen:
Wenn ich etwas tu, um jemand anderem eine Freude zu machen,
aber eigentlich etwas anderes lieber tun würde,
geschieht das häufig aus egoistischen Motiven.
Wenn ich das tu, mache ich das, um das Unbehagen einer eventuellen (nicht mal sicheren) Meinungsverschiedenheit nicht aushalten zu müssen.
Wir sind egoistische Wesen, und das ist okay, weil es von Natur aus so ist.
Es ist leichter, zu lernen, DAMIT umzugehen, anstatt das versuchen, abzulehnen.
Wenn du nun also das Unbehagen der Meinungsverschiedenheit nicht aushalten willst,
geht es dir in erster Linie eigentlich darum, dich selbst nicht schlecht fühlen zu müssen -
du wählst, lieber etwas zu tun, um die andere Person nicht zu enttäuschen,
aber nicht immer, um ihr eine Freude zu machen,
sondern damit du keine unangenehmen Gefühle fühlen musst.
Wie Angst, Scham, Unsicherheit oder Ablehnung.
Wenn du also von dir denkst, du seist selbstlos und achtest die Bedürfnisse anderer so gerne,
überprüf’ das doch mal. Vielleicht steckt dahinter doch, dass du daran interessiert bist, das kleinste zu vermeidende Übel zu erleben.
Wüsste deine Mutter, dein Partner, deine Freundin, dass du etwas tust, nur weil du Angst hast oder sie nicht enttäuschen willst,
wären sie darüber wahrscheinlich nicht glücklich.
Also ich finde das grauenvoll, wenn ich herausfinde, dass jemand etwas tut, nur um mir eine Freude zu machen. Dann geht es nämlich nicht um mich.
Vielleicht hast du das auch schonmal erlebt, und kennst das Gefühl?
Es kränkt, weil es nicht ehrlich ist.
Und da haben wir es auch schon.
Irgendeine Kränkung wird immer wieder passieren.
Das ist nun mal so. Wir sind Menschen, und fühlende Wesen, und wir haben unterschiedliche Bedürfnisse,
und wollen, dass es uns gut geht.
Und wenn unser Bedürfnis nicht erfüllt wird, dann sind wir manchmal gekränkt.
Aber ich kann dich beruhigen, das ist nicht dein FEHLER. Wir sind so.
Und wir können lernen, damit umzugehen. Wenn du beginnst, es dir selbst als erstes recht zu machen, machst du es anderen leichter.
Dann können andere von dir lernen.
Wie klingt das?
PS: Und wenn du am Ende dieses Artikels immer noch denkst:
Und wie finde ich heraus, was meine Bedürfnisse sind??? – meld‘ dich sofort bei mir, und lass uns gemeinsam 1:1 arbeiten. Du wirst dir diese Frage anschließend nie wieder stellen.