Warum du dich neben anderen Menschen langweilst
Ich habe beobachtet: eine Unterhaltung wird immer dann langweilig,
wenn eine oder beide beteiligte Personen sich zurückhalten.
Viele Menschen haben eine so große Angst, abgelehnt zu werden, sollten sie sagen, was sie denken. Es ist leichter, sich zu verstellen, und an der Oberfläche zu bleiben. Damit bist du auf der sicheren Seite.
Aber mal ehrlich, die meisten Unterhaltungen kann man doch in die Tonne kloppen.
Kennst du das? Wenn du dich mit jemandem unterhältst, und dann merkst du, dass dir langweilig wird?
Und dann merkst du auch, dass du dich nicht echt fühlst, und dass du gerade eine Rolle spielst, dich zurückhältst, damit ihr euch versteht?
Während du beobachtest, dass die andere Person nicht sie selbst ist.
Ich kenne das gut, das ist unangenehm, und wann immer ich das erlebt habe, war der einfachste Weg für mich dann, die Schuld bei der anderen Person oder dem Ort zu suchen, und sie einfach langweilig zu finden.
Aber ich verrate dir mal eine Erkenntnis, die ich nach zig solcher Situationen herausgefunden habe, mind blowing - vielleicht hilft es dir auch:
Kein Mensch ist langweilig!
Die meisten zeigen sich bloß noch gar nicht.
Es kann sich eine Unterhaltung also langweilig und oberflächlich anfühlen, weil ihr wirklich nur an der Oberfläche kratzt.
Und niemand einen Schritt drunter setzt.
Du kannst innerhalb kürzester Zeit eine spannende Ebene mit einer anderen Person finden.
Und zwar, wenn DU dich der anderen Person zuerst zeigst.
Indem du sagst, was du denkst, von dir erzählst, nachfragst, was dich interessiert.
Wenn du aus deinem eigenen Film aussteigst.
Da dort aber viel mehr schief gehen kann, das viel unvorhersehbarer ist, machen das die wenigsten.
Wie aufrichtig zeigst du dich anderen Menschen gegenüber?
Ich hatte vor vielen Jahren mal eine Freundschaft mit jemandem, und über die Jahre hatten wir uns immer weniger zu sagen. Wir trafen uns ab und zu, aber wirklich spannend war es nicht mehr. Und ich konnte nicht herausfinden, woran es lag.
Ich gab dem anderen (heimlich) die Schuld.
Bis ich irgendwann merkte, dass ICH mich, immer wenn wir uns sahen, sehr bemühte, keine Schwächen oder Fehlbarkeit zu zeigen.
Das hatte sich so eingeschlichen, ich hatte es lange Zeit gar nicht gemerkt.
Ich zeigte mich also nur oberflächlich, von meiner Marmeladenseite.
Als wir uns einmal also wieder trafen, entschied ich, es dieses Mal anders zu machen und erzählte davon, dass im Moment ziemlich vieles schief bei mir im Leben lief.
Das reimt sich, und auf einmal reimte sich noch viel mehr.
Denn plötzlich war es nicht mehr möglich, einander oberflächlich zu begegnen.
Ich hatte mich gezeigt, und danach konnten wir nur noch ehrlich und verbunden weitersprechen.
Hätte eine von uns den Schritt zurück an die Oberfläche unternommen, wäre das sofort aufgeflogen.
Es wurde eines unserer schönsten Treffen, weil wir einander wieder offen als Menschen begegneten, und gleichzeitig einander neu kennenlernten.
Die Freundschaft ging dann trotzdem irgendwann auseinander - aber nicht aus Langeweile, sondern, weil wir irgendwann merkten, dass wir unterschiedliche Werte hatten, die nicht mehr zusammenpassten.
Und das ist gut!
Ich glaube, wenn wir uns nicht irgendwann wieder nähergekommen wären,
und uns echter kennengelernt hätten,
dann hätten wir diesen Wertekonflikt niemals herausfinden können!
Denn so tief wären wir sonst gar nicht gekommen.
Warum erzähle ich das?
Ich will dich darauf aufmerksam machen, wie verschieden mein Fokus in der Weise, den Kontakt zu halten, war.
Entweder mir war langweilig, und ich tendierte dazu, darauf zu warten, dass jemand oder etwas von außen kam, und wieder Spannung reinbrachte,
oder – und das ist die Variante, die ich empfehle -
ich wurde proaktiv, indem ich dafür sorgte, dass es nicht langweilig war, indem ich mich öffnete und Raum für das Unbekannte machte.
Es gibt viel oberflächlichen Mist in dieser Welt, und das ist auf jeden Fall zu bedauern
(90% aller Musik, Filme, Klamotten sind langweilig, eigene Studien),
aber es ist auch sehr einfach zu ändern!
Wenn dir die Musik, wie sie existiert, nicht gefällt, dann höre nur die, die dir gefällt, und suche nach Möglichkeiten, wie du in die Welt bringen kannst, was du interessanter fändest, und was es vielleicht noch nicht gibt.
Vielleicht bist du dann eben diejenige, die etwas zum ersten Mal macht.
Wenn du in einem oberflächlichen Gespräch bist, frage doch etwas, was dich wirklich interessiert, oder erzähle, was dir gerade durch den Kopf geht.
Wenn du dich nicht erfüllt fühlst
(in einer Freundschaft, Beziehung, einem Job oder an einem Ort)
– wie oft entfliehst du dieser Situation dann, statt auszuprobieren, wie sie besser und interessanter werden kann?
Ein anderes, eben erwähntes Beispiel ist der Job – so oft verlassen Menschen ihren Job, einen Job nach dem anderen, immer mit der Begründung, dass es nicht gepasst hat. Ich habe das selbst schon oft gemacht.
In Wahrheit habe ich mich aber nie 100% eingebracht! Mit einem Bein war ich eigentlich draußen. Und konnte gar nicht herausfinden, was passiert wäre, hätte ich mich eingebracht, und was noch möglich gewesen wäre!
Und da ist es dann leicht, den äußeren Umständen die Schuld zu geben.
Zu entfliehen verbaut dir das Potenzial, dich selbst wirklich kennenzulernen.
Und dann? Dann kommst du immer wieder in ähnliche Situationen, in denen immer wieder ähnliche Problematiken eintreten.
Solltest du dich gerade in einer Situation befinden, in der du dich langweilst und auch nur von öden Menschen umgeben bist
- weil der Job der falsche ist, weil deine Partnerin einfach nicht so reflektiert ist wie du, weil diese eine Freundin immer wieder die gleichen Dinge erzählt
Wie wäre es, wenn DU ab jetzt dafür sorgst, dass dir weniger langweilig ist?
Hast du schon versucht, die Situation in Gänze auszuschöpfen?
So lange du erwartest, dass dein Job oder deine Beziehung dir die Erfüllung und Aufregung verspricht, die du dir vorstellst, bist du von äußeren Faktoren und Menschen abhängig.
Du kannst andere nicht kontrollieren, und das Einzige, was du (ein bisschen) unter Kontrolle hast, bist du.
Wenn du in einer unerfüllten Beziehung steckst, dann ist es klug, da anzusetzen, wo du die Kontrolle hast: bei deinem eigenen Verhalten.
Und weißt du was, es kann sogar sein, dass du herausfindest, dass es wirklich nicht passt. Das ist gut! Dann kannst du ein viel klareres Ende setzen.
So wie bei meinem früheren Kumpel und mir.
Wie wäre es, wenn du ab jetzt einen Weg suchst und findest, dir diese Erfüllung, die du dir wünschst, selbst zu kreieren? In kleinen Schritten, wie ist das möglich?
Eine Übung, um Selbstverantwortung zu lernen:
Schreibe eine Liste mit all den Dingen, die dich an deiner Arbeit, an deinem Partner, Freundschaft stören oder die du langweilig findest.
Finde für jeden dieser Punkte eine Möglichkeit, wie du deinen Umgang damit ändern könntest.
Du musst es ja dann nicht gleich tun, aber finde zumindest gedanklich eine Möglichkeit dafür, und dann kannst du auch aufhören, dich zu beschweren.
So machst du das:
- die Beispiele sind ausgedacht
Problem: „Ich finde, in Berliner Clubs läuft nur langweilige Musik“
Wie ich bisher damit umgegangen bin: Gehe ich nicht mehr in Clubs und würde aber gerne, und beschwere mich darüber, wie die Musik in den 90ern einfach besser war.
Ab jetzt: Ich finde einen Weg, eine Party zu organisieren, auf der gute Musik läuft.
Problem: „Meine Partnerin redet mir zu viel“
Wie ich bisher damit umgegangen bin: Ich habe das Gerede ertragen und abgeschaltet, fantasiere aber darüber, wie entspannt es ohne sie wäre.
Ab jetzt: Ich suche das Gespräch mit ihr, in dem ich sie bitte, mir 10 Minuten ohne Unterbrechung zuzuhören und erzähle ihr, wie es mir geht, wenn sie so viel redet. Ich bitte sie um Verständnis, schlage ihr vor, manchmal Stille -Zeiten einzulegen.
Problem: „Mein Chef behandelt mich von oben herab“
Wie ich bisher damit umgegangen bin: Ich suche mich nach anderen Jobs um, ich kündige.
Ab jetzt: Ich bitte meinen Chef um ein Gespräch, in dem ich erkläre, dass mir der Job wichtig ist und ich ihn für seine Arbeit respektiere. Und dass ich manchmal das Gefühl habe, er würde mich nicht ernst nehmen. Ich bitte ihn um seine Perspektive darum und frage ihn, ob er zufrieden mit meiner Arbeit ist.
Oder so etwas, du weißt, was ich meine. Es geht darum, die Verantwortung von außen auf dich zu nehmen.
Ich weiß, Verantwortung übernehmen klingt extrem langweilig und nach null Spaß!
Ganz konkret heißt das:
Kümmere dich darum, dass Lebensumstände, die dich nerven,
sich verbessern, statt herumzujammern.
Das ist nämlich echt langweilig!