Die Welt ist stetig am Arsch, was tun?
Hallo Du,
vielleicht verzweifelst du gerade darüber, was Schlimmes in der Ukraine passiert.
Zunächst möchte ich dir sagen: Angst ist die angemessene Reaktion bei Krieg und Angriff.
Verzweiflung ist eine angemessene Reaktion, wenn unschuldige Menschen umgebracht werden, die nicht sterben wollten.
Das passiert jede Sekunde immerzu auf der Welt.
Sich in Friedensgedanken zwingen zu wollen und sich positiv da hinauszudenken mit Licht und Liebe, ist nicht angemessen, weil es absolut unnatürlich ist.
Was aber tun bei all der Ungerechtigkeit in der Welt?
„Würdest du fliehen oder würdest du kämpfen?“
Zwei Freunde und ich saßen vor einigen Tagen zusammen und stellten einander die Frage, ob wir fliehen würden, oder kämpfen, wen unser Land angegriffen würde.
„Und wenn du ein Land zu regieren hättest, was komplett unmöglich vorzustellen ist,
und dann angegriffen wirst,
was würdest du dann tun?“
Beim Nachdenken über die Frage kamen mir die Tränen. Ich würde wahrscheinlich fliehen.
Aber was, wenn meine Familie zurückbleiben muss und ich die nicht retten kann?
Dann würde ich wohl bleiben und kämpfen.
Diese Frage zu beantworten, ist theoretisch wohl unmöglich, solange sie nicht beantwortet werden muss.
Viele Menschen müssen sie sich nun stellen und haben das vorher natürlich auch noch nie gemusst. Weil es nicht sein sollte.
Ich habe mich in meinem Leben immer gefragt, wie es möglich ist, dass Tyrannen wie Putin, Trump oder Erdoğan an die Macht kommen und so lange an der Macht bleiben.
Ein Freund wies mich dagegen drauf hin, dass die Zeit, in der wir leben, so viele Landesregenten hat, die keine Tyrannen sind, wie noch nie zuvor. Also ein gutes Zeichen.?
Das ließ mich daran erinnern, dass es noch nie, seit Menschen einander begegnet sind, keinen Krieg gab, und wir auf einem guten Weg sind, weil es weniger wird. Warum ist es so schwer, das emotional zu begreifen?
Während die Ukraine angegriffen wird, herrscht unter anderem Krieg in Syrien, im Jemen oder in Somalia.
Wenn du dich damit wirklich auseinandersetzt, verzweifelst du.
Viele Menschen aus meinem Umfeld sind komplett überfordert damit, dass nun ein Krieg herrscht, der nicht ganz so weit weg ist, fragen sich, wie das sein kann, und warum das passiert.
Also sind wir ziemlich gut darin, die Kriege, die etwas weiter weg sind, zu ignorieren oder so zu abstrahieren, dass wir trotzdem Nestlé kaufen.
Leider leben wir noch nicht in einer friedlichen Welt.
Es kann jederzeit ein Krieg ausbrechen, solange noch idealistische Diktatoren Länder regieren. Was wahrscheinlich noch eine Weile so sein wird.
Und es ist wichtig, sich dessen bewusst zu sein.
Was kann ich also tun?
Ich kann nicht für mehr Personen als für mich sprechen,
aber worum ich mich kümmern kann, ist, äußerlich:
Geld zu spenden,
mich zu informieren
und auszutauschen,
und innerlich:
Dankbarkeit für mein krass privilegiertes Leben üben,
und vor allem das Privileg nutzen,
die Freiheit nutzen,
indem ich meine Macht sehe, die damit zusammen hängt.
Als Künstlerin und Life Coachin, die alles sagen darf, ohne Gefahr zu laufen, dass es irgendwelche schlimmen Konsequenzen haben wird,
liegt mir am meisten am Herzen, mit meiner Arbeit in meinem Umfeld
anderen Menschen dabei zu helfen, zu sehen, welche Freiheit und welche Macht sie über ihre Leben haben und dies zu nutzen.
Menschen Mut zu machen.
Mit dem was ich kann.
So verändert sich für einige Personen etwas, die das dann weitergeben.
Viele von uns fühlen sich angesichts der Ungerechtigkeit in der Welt vollkommen ohnmächtig, was ich gut verstehe.
Deswegen finde ich es wichtig, zu sehen, WAS in unserer Macht steht,
und uns der Ohnmacht eben nicht hinzugeben, sondern hinschauen, was unser Beitrag in der Welt sein kann.
Dafür musst du keine Stiftung gründen oder all deine Ersparnisse spenden.
Es ist ein guter Anfang, dem Obdachlosen in die Augen zu schauen, statt ihn zu ignorieren, oder ein Lied zu komponieren, was wahrhaftig aus dir kommt und jemandem seine Trauer heilen hilft.
Denn wir leben in einer verdammt komplexen Welt.
Ich meine, das immer mehr zu begreifen.
NICHTS ist absolut,
und so gut wie alles, wovon wir überzeugt sind,
kann auch komplett anders gesehen werden.
Wo Schlimmes in der Welt passiert, passiert immer Gutes.
In jeder Sekunde, in der jemand ungerecht stirbt, wird ein neuer Mensch aus Liebe gezeugt.
In jedem Moment, in dem ein kranker Psychopath, der ein ganzes Land regiert, sich überlegt, wie er Menschen foltern kann, um seine Ideologie durchzusetzen,
schmieden woanders Menschen Pläne für eine bessere Welt, gründen neue Schulen, oder retten Kranke.
Höchstwahrscheinlich nutzt du, die oder der das liest, nicht dein Privileg, und die Macht und dein Potenzial, die damit zusammenhängen.
Womit ich nicht meine mit Privileg nutzen: auf dem Sofa rumhängen, über die Ungerechtigkeit der Welt klagen, und dann nichts tun.
Viele von uns haben Angst davor, sich mit ihren Möglichkeitend und ihrem Privileg auseinanderzusetzen. Weil sie denken, damit wären sie egoistisch.
Ich dachte das lange und falle da oft immer noch rein.
Aus diesem Gedanken dann resultiert oft eine Ohnmacht und Passivität.
Und dann kümmerst du dich gar nicht um dich und willst es anderen heimzahlen.
Aus einem Schuldgefühl resultiert die fehlende Kraft, zu tun, was du könntest.
Was das bei dir ist, kann ich natürlich nicht sagen, das ist bei jeder unterschiedlich, aber wir alle haben etwas in uns, womit wir andere unterstützen können.
Vielleicht ist es bei dir, dass du deine Kunst ehrlich auslebst, oder deine Meinung sagst und anderen Mut damit machst.
Dass du aufrichtig lebst. Dafür, was dir wichtig ist.
Wie oft denkst du denn an den Tod?
An deinen eigenen? An den deiner Liebsten?
Und wie oft machst du die Augen zu?
Wie oft rennst du vor dem Leben davon?
Obwohl du am Leben bist?
Viele von uns wüssten nicht, wie wir auf die Frage :
,,Wofür würdest du sterben?”
antworten würden.
Weil wir es nicht müssen.
Aber ich finde es klug, sich diese Frage zu stellen.
Ich finde es wichtig, mich jederzeit daran zu erinnern,
wie unheimlich kostbar dieses Leben ist.
Wie Leben am seidenen Faden hängen kann.
Wie unser Wohlstand und unser Privileg nicht selbstverständlich sind.
Dass du am Leben bist, ist nicht selbstverständlich.
Das ist ein Geschenk. Du darfst darüber verfügen.
Und du weißt nicht, wann dein Leben vorbei sein wird.
Könnte morgen sein.
Und dann willst du nicht zurückschauen und bereuen!
Tut mir nicht leid, dass ich so drastisch bin, es ist wichtig, diese Gedanken auszusprechen.
Lass dein so kostbares Leben nicht vergeuden, indem du lebst, wie du nicht leben willst.
Es ist nicht deine Schuld, dass Ungerechtigkeit in der Welt herrscht.
Es ist nicht deine Schuld, dass du dort hinein geboren wurdest, wo du jetzt bist, mit der Prägung, die du jetzt hast, und es liegt nicht in deiner Verantwortung, die Welt zu retten.
Das ist keine Einladung, auszublenden, und zu denken: Ach, ich kann eh nichts tun - das Gegenteil!!
Was in deiner Verantwortung liegt, ist, wie die Welt in deinem unmittelbaren Umfeld sich verändert, und wie dein Leben aussieht.
Wie du mit deinen Mitmenschen umgehst.
Was kannst du da tun?
Und vor allem, wie gut oder schlecht du mit dir umgehst.
Das hat langfristig den größten Einfluss auf den Rest der Welt.
Was kannst du dort tun?
Direkt im Anschluss die Frage, noch radikaler:
Wofür lebst du?
Du hast die Macht, das zu entscheiden.
Wofür entscheidest du dich?